Dragoner Alois Hofmeister, Offiziersdiener von Oblt Alexander Sulkowski; III. Zug, 3. Esk, 1914 – 1917.
Foto 1 rechts: Juli 1914, bei Mobilmachung (vorgestaffelte Waffenübung) in Görz
Geboren: 26.1.1888 in Katzelsdorf, Gemeinde Maierdorf, Post Gnas, Bezirk Feldbach, Stmk, als 6. Kind des "Berglers" (Kleinbauerns) Aloisius Hofmeister, vulgo Zotter (*11.2.1857, Perlsdorf 18, +22.6.1940) und Theresia geb. Niederl (*20.9.1856, Perlsdorf 29, +23.12.1915).
Geschwister: 6 Schwestern, 5 Brüder, alle 1. WK;
Funktion und Adresse per Mai 1916:
Karl, *27.1.1882, Kanonier, k.u.k. ResSpit. 21.
Josef, *12.3.1887, Mil. Telegrafen Dienst, Feldbach.
Franz, *23.10.1890, Festungs-Art. Rgt 7, sHbBatt 34.
Johann, *3.3.1896, LIR 3, Stabsküche Gefangenen-Lager Feldbach.
Anton, *14.3.1897, LIR 3, 6. Kp, I. Zug.
Foto 2, von links stehend: Anton, Josef, Johann
sitzend: Alois, Karl, Franz; (Sommer 1917)
Heirat: (als 48-Jähriger) 14.6.1936 mit Brigitta Neuhold (*30.1.1907, Kohlberg 70, +15.9.1977).
5 Kinder: 2 Töchter, 3 Söhne.
Verstorben: 21.2.1973 in Katzelsdorf, Grab in Gnas, Ost-Stmk.
Werdegang:
Alois besuchte vom 28.3.1894 bis 26.1.1902 die Volksschule in Gnas, arbeitete dann am Heimathof.
Assentiert („Musterung“): 15.3.1910
Eingerückt: (Foto 3, rechts)
7.10.1910 – 9.10.1913, danach beurlaubt (in die Reserve)
Eingerückt zur Waffenübung: 16. Juli 1914 auf 28 Tage, 3. Eskadron.
Mobilisierung (formell): 26. Juli 1914, Abmarsch aus der Kaserne Görz, gemeinsam mit 1. Esk, nach Galizien: 5. August 1914.
Offiziersdiener des Oblt Alexander Fürst Sulkowski bis 2.2.1917 - dann bei Sulkowski (der nach Rekonvaleszenz bei Milkdo Stmk eingeteilt wurde) in Graz, Babenbergstraße 15 als sein Pferdewärter.
Ab Ende des 1. Weltkriegs: Am elterlichen Hof in Katzelsdorf, übernahm dann die Landwirtschaft.
Orden und Abzeichen (Foto 4, auf Tagebuch aufgelegt, v.l.n.r.):
Reiterauszeichnung der Kavallerie (Leistungsabzeichen), vor 1914
Scharfschützenauszeichnung der Kavallerie, vor 1914
Verdienstkreuz Eisen am Band des Militärverdienstkreuzes (17./3. 1917)
Tapferkeitsmedaille in Bronze
Alois Hofmeister schrieb von Kriegsbeginn bis 18. Mai 1917 ein Tagebuch, welches vollständig überliefert ist und mit den Kriegstagebüchern seines Eskadrons-Kommandanten, Rtm Curt Krieghammer, völlig korrespondiert.
Außerdem ist anzunehmen, dass er oftmalig mit der Kamera seines ZugsKdt, Oblt Alexander Sulkowski, unterwegs war und er diesem bei der Erstellung der zahlreichen überlieferten Fotos half.
Nun ist die Zeit gekommen, daß ich muss scheiden.
Ade, mein Vaterhaus!
Denn ins Feld muß ich hinaus und muß die Heimat meiden.
Ade, mein Vaterhaus!
Der Kaiser hat gerufen: „Der Feind bedroht das Land!“
Nun auf, ihr Kameraden, die Wehr, die Wehr zur Hand!
Die Arbeit uns'rer Hände des Friedens Werk laßt ruhn,
es gilt dem Vaterlande den heil'gen Dienst zu tun.
Du Land nach meinen Herzen, mein theures Vaterland,
der Herr wird dich beschützen mit seiner starken Hand.
Er wird uns auch beschirmen in Kampf und Schlachtengraus
und uns als Sieger führen, zurück ins Vaterhaus.
Gedichte im Tagebuch Alois Hofmeisters
„....der Inhalt [des Tagebuchs] soll mich oft in späteren Jahren an die langen bitteren Stunden erinnern, die ich im Felde trotz der vielen Entbehrungen, die schönste Zeit meiner Jugend als Soldat beim k.u.k. Dragoner Regiment Nr. 5, zugebracht habe. Alois Hofmeister“.
„Im Schützengraben“
(eingetragen im Juli 1915, Dnjester)
Das Haar wächst uns zur Mähne, die Seife ward uns fremd,
wir putzen keine Zähne, und wechseln auch kein Hemd.
Durchnässt sind unsre Kleider, oft bleibt der Magen leer,
von Bier und Wein gibt’s leider - oft keinen Tropfen mehr.
Es quatscht in Schuh und Socken, der Dreck spritzt bis zum Ohr.
Das Winzige, was noch trocken, sind Kehle und Humor.
Doch dieser Heroismus hat auch seinen großen Reiz,
uns zieht der Rheumatismus für's Vaterland durch's Kreuz!
Alles kann man bei mir haben!
Alles kann man bei mir haben, prima Ware, gut und echt,
wunderschöne Weihnachtsgaben, wenn man bar und wacker blecht:
Alle Sorten Mordgranaten, Uniform, Tuch und Pelz,
Schanzzeug, Holz und Eisenspaten, Dumdumkugeln und Schrappnels,
Sattelzeug mit Zaum und Zügel, Boote für die Untersee,
Doppeldecker, Schraubenflügel, Skier für den Balkanschnee.
Dynamit und Marmelade, Eierpuntsch und Stacheldraht,
Ekrafit und Schokolade, Jod, Carpol und Suplimat,
Sprengpatronen, Panzerplatte, Feuerrohr aus Nickelstahl,
Pritschen für die Kasematten, Öl und Schmierzeugmaterial,
Scherenfernrohr, Kragenlitzen, Erbswurst und Nitroglyzerin,
Stiefel, Corn-ed Beef, auch Haubitzen, Schnürgamaschen und Benzin,
Kupfer, Aluminium, Nickel, Brandgranaten mit Gezisch,
Leitartikel, Hetzartikel, in der Presse täglich frisch,
Brillen für die Luftpiloten... (Hier endet das Gedicht, mutmaßlich fehlt:)
Särge für die Toten.
Das Etappenschwein!
Was läuft gelockt und gebügelt einher? Wen fällt das Grüßen entsetzlich schwer?
Wer schluckt unzählig Kommandogeld und ist in Gesprächen und Briefen ein Held?
Wer stiehlt uns die besten Weine? Das sind die Etappenschweine!
Wer hat weder Mut noch Grütze im Kopf und trägt doch das Schwarz-Weiß Band im Knopf,
Wer trippert den deutschen Frauen nur Schmach und läuft geputzten, verseuchten Französinnen nach
und schläft nur selten alleine? Das sind die Etappenschweine!
Wer packt beim geringsten Schießen seinen Koffer, wer zittert vor einem Durchbruch des Marschalls Joffre?
Wer schmiedet die schlimmsten Latrinen-Gerüchte und macht unsere freudige Stimmung zunichte,
durch Schwarzseherei und Gegreine, das sind die Etappenschweine.
Wer hat im Etappenpark, Motoren zu nur 150 Mark,
wer hat viele Autos zu seiner Freude, und behält sie für sich, zu unserem Leide,
das sind die Etappenschweine.
Wer quält sich mühsam in schwindelnder Höh', mit seinem Cylinder Argus, o weh,
Wer haust auf den Feldwegen mit Spatpicken, wer wirft die Bomben auf feindliche Rücken,
das sind die vorderen Reihen der Sieger, die bescheidenen Helden des Heeres, der Flieger.
Wer hat in Le Cateau die größte Courage, wer schießt dort auf uns zur größten Blamage,
mit Maschinengewehr und schwersten Geschützen, damit man dort auch einmal sieht das Blitzen,
das sind die wahrsten Freunde der Flieger, die heldenmütigen Etappensieger.
Und doch, ihr Wämste in Milchgesichtern, ihr aufgeblasenes schlappes Gelüfter,
wir möchten für euer erbärmliches Leben, nicht eine der stolzen Erinnerung geben,
uns binden Liebe und Treue. Ihr seid dir Etappensäue!
Das Frontschwein!
Flandern ist ein schönes Land, da passiert so allerhand,
Schützengraben, Stabsquartier, überall ist kein Pläsier.
Allerwegen Dreck und Sumpf, nasser Stiefel, feuchter Strumpf,
hat man mal 'nen trocknen Faden, muß man gleich in Jauche baden.
Ja, das Frontschwein hat's nicht schön. Wird mit Augen angesehn,
dass es grässlich aufgescheucht, traurig in sein Erdloch fleucht.
Und da haust es wochenlang, frei von Etikettenzwang,
ohne Röllchen, ohne Kragen, als Ersatz: den leeren Magen.
Horch, da kommt als Morgengruß, richtig ein Haubitzenschuß,
und in seiner Angst als Schwein, Schwupp, den Kopf in' Dreck hinein.
Ist die Schießerei dann aus, wagt es sich aus dem Dreck heraus,
schnüffelt grunzend in die Luft, ob es denn noch weiter pufft.
Nun geht es schnell an die Eck, Front nach dem französ'schen Heck,
wo die arme Kreatur, rennt zum Durchbruch, die Statur.
Aber schnell muß das geschehn, da es sonst die Flieger sehn,
die da lassen Bomben fallen, die noch mehr als seine knallen.
Jetzt geht’s an die Arbeit ran, jeder leistet was er kann,
Erde schaufeln, Wasser schöpfen, alles mit geduckten Köpfen.
Naht zuhaus' die Mittagsstund', stehn wir da, mit leerem Mund,
denn zum Essen gibt's erst spät, wenn der Mond am Himmel steht.
Ab und zu, und unverdrossen, wird der Franzmann totgeschossen.
Auch die brave Artillerie, hilft den armen Borstenvieh,
trifft sie nicht die eig'nen Gräben, schießt sie meist doch hart daneben.
Selbst der stolze Kavalllerist, auch nur mehr ein Fußschwein ist,
in den Graben muß er schwitzen, nicht fidel am Rosse sitzen.
Kommt die Abendstunde dann, tritt der Essensholer an,
schultert Napf und Kochgeschirr, schleicht er durch das Sumpfgewirr.
Und die Feldküch' steht bereit, spendet Düfte weit und breit,
heute gibt’s gar leckre Sachen, spricht der Küchenchef, mit Lachen.
Füllt die Kochgeschirre voll, und das Schwein freut sich wie toll,
doch in Kessels tiefsten Gründen, ist kein einz'ger Spatz zu finden.
Dafür aber Grauben, Reis, Reis und Grauben, kalt wie Eis,
einerlei, es füllt den Magen, kann es auch kein Schwein ertragen.
Hat man so sich delektiert, wird auf nassen Stroh kampiert,
so pfleget der Soldat die Ruh, deckt mit feuchtem Lehm sich zu.
Einsam, ist er nicht allein, Kleiderläuse stellen sich dann ein,
krappeln leis auf seiner Haut und er träumt von seiner Braut.
Trotz der großen Schweinerei, sind wir alle gern dabei,
gilt es doch, mit Herz und Hand, einzustehn für's Vaterland!
Das E.K. (Eiserne Kreuz)
Das E.K., wie war man entzückt, wie stand man ehrfurchtsvoll da,
wenn jemand mit dem Zeichen geschmückt, mit den Zeichen, ihm man sah!
Schon die Kinder ehren unbewußt, wo ein Krieger so erscheint,
trägt er das E.K. denn auf der Brust, für Tapferkeit, vor dem Feind!
Doch wie viele, viele trag'n 's heut', den jetz'gen Kriege mit-gemacht,
nie gewesen doch, wo Tod'snoth dräut, wo der Schlachtendonner kracht.
Büros, in Küchen, wo des Herdes-Feuer Glut, steht mancher, der so tapfer tut-
trägt das E.K. auf seiner Brust, für Tapferkeit, vor dem Feind!
Wer schreiben kann, elegant, sehr viel, lebt zehnmal besser wie im Zivil
er immer sagt, wie er sich müht, hinter der Front, wo's Kaminfeuer glüht,
weiß er, man meint mit ihm es gut, er trägt das E.K. auf der Brust,
für Tapferkeit vor dem Feind!
Der Postler sitzt fest im gemauerten Haus, isst jeden Tag reichlich und gut,
schreibt viel von Gefahr und Entbehrung nachhaus und seinem persönlichen Mut.
Ein Bombengehalt macht ihn selbst-bewußt, er fühlt sich mit den Kämpfern vereint,
er trägt das E.K. auf der Brust, für Tapferkeit vor dem Feind.
Die Schwester Melitta im Kriegslazarett, sie legt sich aufs Kreuz, im Auto und Bett,
dem Arzt, dem Inspektor in heiliger Lust, für die Liebe, bald in Geilheit vereint,
drum trägt sie das E.K. auf der Brust, für Tapferkeit vor dem Feind!
Doch wer erst kochen kann, viel und gut, und glänzend sorgt für seinen Herrn,
der braucht keine Tapferkeit, keinen Mut, der bleibt dem Kampfgewühle fern.
Doch kommt er nach Hause, oh welche Lust, mit den Lieben wieder vereint,
er trägt das E.K. auf der Brust, für Tapferkeit vor dem Feind!
Doch die Ärmsten, die in diesem großen Krieg, gekämpft und ihr Leben gaben,
freudig starben für den heiligen Sieg, die konnten kein Kreuzerl haben!
Hat im Feindesland einer zu sterben gewußt, von Weib, Eltern und Kindern beweint,
dem legt – im Gedanken - das Kreuz auf die Brust, für Tapferkeit vor dem Feind!
Alois Hofmeister schildert natürlich die kriegerische Welt des 1. WK aus der Sicht des einfachen oststeirischen Bauernsohns. Sein Fokus sind Freunde und Bekannte der näheren Umgebung seiner Heimat und seine unmittelbaren Kameraden und Vorgesetzten, dennoch überrascht die Genauigkeit und Übersicht über die geschilderten Kriegs-Geschehnisse. Sein Tagebuch enthält Details, welche sogar die Regimentsgeschichte und die Kriegstagebücher Curt Krieghammers nicht erwähnen:
3./9. 1914: „...wurden 2 Spione von der Infanterie erschossen...“
10./10. 1914: „...Drag Maier wurde als Spitzenreiter von Zivilisten erschossen...“
17./10. 1914: „... Przemysl, die Dörfer waren meistens total vernichtet, um Deckungen für die Russen zu verhindern…“
5./11. 1914: „...erster Nachschub 20 Reiter zur Esk“.
8./6. 1916: „...Kpl Leusacher vergaß seinen Rucksack in der Stellung, ging denselben holen, geriet aber in russ. Gefangenschaft...“
Wie war der Dienst als Offiziersdiener (OffzD)?
Es ist offenbar ein Klischee, dass ein OffzD einen besonderen Vorteil und Schutz durch seine Funktion hatte, zumindest was das DR 5 betrifft: Alois war sowohl (beritten) auf gefährlichen Aufklärungs-Patrouillen oder bei Nachhutgefechten mit seinem ZgKdt Alexander Sulkowki, als auch selbständig abgestellt als Verbindungsposten oder zur Einholung von Verpflegung (Menage) beim Gefechts-Train bzw. bei der Feldküche.
In späteren Kriegsperioden war im Stellungskampf die Gefahr der fdl. Artillerie überall an der Front präsent. Die Angriffs- und Durchbruchs-Schilderungen des Tagebuchs, Juli und August 1916, unterlegen dies präzise. Überall, wo der Offizier in Gefahr geriet, war auch sein OffzD dabei. Daten über kriegsgefangene Offiziere und ihrer OffzD sind in den k.u.k. Verlustlisten sogar vorwiegend „parallel“ zu erfassen.
Alois Hofmeister hatte das Pferd „Manzi“. Er war mit einem Karabiner und einem Revolver bewaffnet, war also als Kombattant allen anderen Dragonern völlig gleichgestellt: „...mit Mantel (Oblt), Karabiner, Revolver usw. liefen ich und [OffzD Matthias] Jerina bis wir todmüde einen Wagen erwischten...“
Es kann davon ausgegangen werden, dass die Gruppe der OffzD der 3. Eskadron (1+4) und darüber hinaus, sich untereinander gut kannten und Informationen austauschten.
Durch die selbständigen Aufgaben hatte Alois auch die Gelegenheit, Freunde und Bekannte aus seiner Heimat Gnas/Feldbach von anderen Regimentern quer durchs III. Grazer Korps in rückwärtigen Stellungen (z.B. beim Train) zu treffen.
Alois war als OffzD über die Lage sicherlich besser informiert als jeder durchschnittliche Dragoner, da er aus Gesprächen und etwaigen Sonderaufträgen (Dienstleistung um den Offz) Dinge erfuhr, welche ansonsten ein einfacher Dragoner nicht wahrnehmen konnte.
Der OffzD war für die Ausrüstung des Offiziers (Verwahrung und Pflege) zuständig sowie für das Reinigen der Unterkunft (Einquartierung, auch Pferde). Offenbar übernahm ein OffzD auch öfters die Pflege der 2 Offz-Pferde, sofern der Offz-Pferdewärter andere Aufgaben hatte. Keine Verantwortung hatte er hingegen z.B. als Führer einer Gruppe oder Patr., womit er auch keinen höheren Dienstgrad erreichen konnte.
Eine besondere Einmaligkeit sind die vielen überlieferten Fotos seines Offiziers, Oblt Sulkowski. Alois wurde oftmalig von ihm fotographiert. Alois erwähnt dies in seinem Tagebuch aber nicht. Scheinbar war dies für ihn „normal“ und hat es deshalb nicht notiert. Es darf angenommen werden, dass Hofmeister die Kamera Sulkowski auch „herumschleppen“ musste. Die Fotos im Nachlass Sulkowski weisen darauf hin, dass nur Alois in der abgebildeten Situation diese Fotos gemacht haben kann.
Wie war das Verhältnis OffzD - Offizier?
Die Auswahl des OffzD wurde durch den Offizier persönlich vorgenommen. Ein OffzD war für den Offz eine Vertrauensperson, welche ihm aber immer mit großem Respekt begegnete, schon alleine als Vorbild für andere Soldaten. Er war aber auch Bindeglied zwischen Offz und Mannschaft, wenn er von dieser respektiert wurde.
Als besonderes Privileg des OffzD entpuppte sich während des Krieges der Urlaub: Immer, wenn der Offz auf Urlaub ging, konnte auch der OffzD in die Heimat reisen.
Beispiele des „besonderen“ Verhältnisses:
18./12. 1915: „Christgeschenk von Hrn. Oblt: Messer und 10 Pakete Zigaretten“.
15./1. 1916: „...erhalten von Ihrer Durchlaucht Fürstin Sulkowska eine Schachtel Zigarren...“
1./2. 1917: „...wurde Oblt Fürst Sulkowski zum Rittmeister befördert, abends führte (schnitzte) ich noch einen gelungenen Holz-Dienststock aus...“
Alois blieb bei Oblt Sulkowski, auch als dieser 1917 nach Graz versetzt wurde und arbeitete zeitweise bis Kriegsende auch am Schloss Tresternitz (Bresternica) bei Marburg.
Wie war die Einstellung zum Krieg?
Darüber gibt das von ihm am 3. Juni 1916 (Czernelica, am Dnjester) geschriebene Gedicht bestens Auskunft:
Durch den Ozean des Lebens steure ich mit festem Blick,
mögen sich die Wellen bäumen,
vorwärts streb ich ohne Säumen -
Nie zurück!
Was gestorben, ist begraben. Was geraubt mir das Geschick
ist verloren, ohne Tränen,
und es wendet sich mein Sehnen.
Nie zurück!
Ob das Festland ich erreiche, wo der Friede wohnt, - das Glück,
oder ob der Sturm vernichtet -
Hoffnung, Kraft zugrunde richtet:
Nie zurück!
(Alois Hofmeister, DR 5, 3. Esk, FP 75)
Emotionen:
Deutlich: Tod seiner Mutter (+23./12. 1915).
Auch persönliche Aussage nach dem Krieg: “Ich war während des Militärs bei einer Familie einquartiert, die mich sehr gemocht hatte...“
Verhältnis zu Pferden:
13./10 1914: „...für Pferde waren Feldbohnen zu füttern, wir aber konnten mit leeren Magen schlafen...“
8./2. 1915: „...das Kommiss-Pferd Narziss des Oblt musste einige Tage darauf erschossen werden, da keine Hilfe mehr...“ und „...das eigene Pferd Manzi wurde krumm (lahmte)...“.
Ansonsten war der Umgang mit Pferden eben Routine, welche keinen Eintrag ins Tagebuch fand.
Hofmeisters persönliche Aussagen nach dem Krieg gegenüber seinen Kindern:
„Unsere Nachbarn hatten Rösser, bei uns gab es nur Ochsen und Kühe...“: Interessante Aussage, da man eher davon ausgehen kann, dass die Dragoner von ihrer Herkunft nach ihrer Erfahrung mit Pferden rekrutiert wurden. Umso beachtenswerter, dass Alois in seiner 3-jährigen Dienstzeit das Kav. Reit-Leistungsabzeichen (und das Scharfschützen-Abzeichen) erhielt.
„Auf die Rösser ist besser geschaut worden als auf die Mannschaft...“
„Wir Dragoner sind von den Infanteristen immer als "Roßpialklauber" (Rossperlen =Pferdeäpfel-Sammler) bezeichnet worden; wir mussten immer bei den Pferden bleiben, während die anderen schon dienstfrei hatten; aber dann im Krieg sind die Infanteristen neidisch auf die Dragoner gewesen…“
„In Galizien sind wir einen Tag lang nur an einem Acker entlang geritten, so groß waren die Felder, hie und da hat es mal einen Tschepperer gemacht - ein Dragoner war am Pferd eingeschlafen und der Helm fiel runter...(1914)“
Was war Routine, was Außergewöhnliches?
Kochen, Putzen, Pferdedienst: keine Erwähnung, da Routine.
14./11. 1914: „...Uhr zerbrochen...“, am 7./3. 1915 von seinem Bruder Franz repariert zurückerhalten (2 K 40 hl).
30./11. 1915: „...schoss Fähnrich Hedenig mit seiner Patrouille ein Wildschwein zirka 70 kg schwer...“
16./10. 1914: „Zum Regiments-Gedenktage nichts zu beißen und (ich) wollte Erdäpfel kochen mit der Menageschale, dreimal konnte das Wasser nur warm werden und schon wieder ausschütten (die Eskadron war am Marsch sö. Przemysl), bei der Nacht, kochte ich im Hause fertig, und noch da wollte mir ein Bauer, ein zerlauster, nicht lassen. Ich zog gleich den Revolver heraus und - entweder ich Platz und du einen -“.
Schrecken des Krieges:
10./9. 1914 Grodek: „...von 4 – 8 Uhr abends standen 104 Geschütze im Schnellfeuer, unbeschreiblicher Donner der Kanonen... Sehr großes Feuer ringsherum, die Zeit war schrecklich...“
20./10. 1914, Nova Mesto: „...wo alle Läuse fassten... furchtbar brüllte Kanonendonner, Maschinengewehre und Infanterie-Feuer, oft stundenlang wie ein Dampfkessel...“
30./10. 1914: „...mußten alle schwören, kein ungekochtes Wasser zu trinken, wegen Cholera...“
5./11. 1914: „...ganze Nacht Marsch, kalter Regen, Mäntel froren zu einem Krusten zusammen...“
19./11. 1914: „...große Kälte, Schnee, Infanteristen wurden mit Schlitten zurückgeführt, gefroren an Händen und Füßen, viele jammerten...das Vieh im Freien brüllte die ganze Nacht durch...“
28./6. 1916: „...links von uns schoss russ. Artillerie auf einen Militärfriedhof mit Nitritgranaten, als ob alle Toten von den Gräbern herausgeschossen werden müssten...“
Er schreibt aber kein einziges Mal, dass er selbst erkrankt war.
Geäußerte Kritiken:
Über EskKdt Rtm. Lang, 23./11. 1914: „...ließ ein Faß Rum mit 180 Liter ausschütten, wahrlich…. [beschissen] für die Esk!“
21./12. 1914: „...aus Mangel an Munition wieder Rückmarsch...“
Resümee:
Das Tagebuch Alois Hofmeisters deckt sich inhaltlich mit den Tagebüchern seines Eskadronskommandanten Rtm Curt Krieghammer, natürlich aber mit einem anderen Blickwinkel. Es überrascht in Bezug auf den Informationsgrad eines einfachen Dragoners mit einfacher ziviler und militärischer Bildung und ist insbesondere in Reflexion der Tagebücher Krieghammers lesenswert.
Durch die vielen Namensnennungen aus dem heimischen Bekanntenkreis hat es auch eine lokalgeschichtliche Bedeutung.
Das Tagebuch steht Mitgliedern des "Geschichts- und Traditionsvereins ehemaliges k.u.k. Dragoner Regiment 5" in vollem Umfang unter "Projekte" als Download zur Verfügung.